Das Herz ist wie ein Buch, manche dürfen einen Moment darin blättern, einige
dürfen es sich für eine gewisse Zeit ausleihen, aber nur ganz wenigen schenkt man es!

Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen - Kirsten Reinhardt - Rezension

Verlag: Beltz & Gelberg
Hardcover
ISBN: 978-3-407-75681-7
 Seiten: 231
Preis: 14,00 €
Übersetzung: -
Illustrator(in): Tine Schulz
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 Elvis lebt auf einem Friedhof und kann mit Geistern kommunizieren. Dalia al Nour ist das mutigste und unerschrockenste Mädchen das er kennt, doch normalerweise interessiert sie sich nicht für ihn. Doch ihre Großmutter hat eine Schwäche und einen Draht für das Übernatürliche und macht sich daher Sorgen um die traurig wirkende Familie auf dem Friedhof. Daher soll Dalia sich mit Elvis anfreunden und auf diesen achten. Das tut sie zunächst nur, um ihre Großmutter zu beeindrucken und um ihre Zwischenprüfung zu bestehen, damit sie später in deren Fußstapfen treten kann. Doch dann geschehen unerklärliche und seltsame Dinge im Haus der Gursinski und auf dem Friedhof, weshalb Elvis und Dalia zusammenhalten, was einiges ins rollen bringt und ins Positive verändert.
 

 Da "Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen" von Kirsten Reinhardt nach einer außergewöhnlichen Geschichte klingt, wollte ich diese unbedingt lesen. 

Zunächst lernte ich Elvis kennen, der gemeinsam mit seinen Eltern auf einem Friedhof bzw. in einem Friedhofshaus wohnt, da die Familie sich um diesen kümmert. Allerdings tut das schon seit einiger Zeit nur Elvis, denn seine Eltern haben sich vor kurzem getrennt. Seine Mutter zieht sich sehr oft in ihr Atelier zurück und kommt aus diesem tagelang nicht mehr heraus, wenn sie eines ihrer "besonderen" Bilder, die es definitiv in sich haben, malt. Der Vater ist oft in sich gekehrt, tief traurig und depressiv, sodass dieser, wenn Papa-Zeit ist, meist in seiner eigenen Welt lebt oder viel schläft. Daher liegt es an Elvis, den stillgelegten Friedhof in Schuss zu halten, was der Junge allerdings gerne tut, denn dieser Ort spendet ihm Trost und Kraft und die Arbeit erdet ihn. Das tut auch Eichhörnchen Kücük, die sehr zahm und Elvis beste Freundin ist. Elvis ist am liebsten für sich oder unterhält sich mit den Verstorbenen, die auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, denn Elvis kann tatsächlich mit Geistern kommunizieren und diese in seltenen Momenten sogar sehen. So kennt der Junge viele Lebensgeschichten der Toten und verbringt auch gerne Zeit mit ihnen. 
 
Mit anderen Kindern hat Elvis außerhalb der Schule nur wenig Kontakt, umso verwunderter ist er, als plötzlich Dalia al Nour, das gefürchtetste und stärkste Mädchen der Schule bei ihm auftaucht, mit ihm spricht, seine Nähe sucht und immer wieder bei ihm vorbeischaut und ihm sogar hilft. Elvis lässt dies nach kurzen Bedenken sogar zu, da ihm die Gegenwart von Dalia sichtlich gut tut. Dalia packt mit an, schreckt nicht vor seinen Eltern und deren Lebensphasen zurück und verurteilt nie, was dem Mädchen hoch anzurechnen ist. Denn eigentlich ist sie nur bei Elvis, weil ihre Großmutter sie darum gebeten hat und weil sie ihre Zwischenprüfung bestehen möchte um später sozusagen das Familien-Business zu übernehmen. Doch dann geschehen seltsame Dinge, die die Kinder in etwas mysteriöses, rätselhaftes und skurriles hineinziehen und etwas schrecklich trauriges offenbaren. 

Die Geschichte ist definitiv anders, seltsam, krass und auf eine ganz eigene Art auch berührend und erschütternd, aber dennoch auch lebensbejahend und packend. Elvis tat mir unglaublich leid, denn was dieser wundervolle Junge mit seinen Eltern durchmachen muss, ist oft wirklich hart. Beide lieben ihr Kind, lassen es aber oft alleine, da sie mit ihren ganz eigenen Dämonen zu kämpfen haben. Sein Vater ist oft in seiner Traurigkeit und Lethargie gefangen und findet daraus nur selten einen Ausweg. Seine Mutter hat ebenfalls Berührungspunkte mit dem Übernatürlichen, sie ist eine Art Medium, was ein wenig gruselig, aber auch durchaus spannend ist. Elvis liebt es ruhig und leise, weshalb er sich auf "seinem" Friedhof auch wirklich wohl fühlt. Er ist allerdings so oft auch sich alleine gestellt, meistert seine Situation aber unglaublich gut, weshalb man als Leser*in nur Bewunderung für diesen Jungen empfindet, ihn aber auch am liebsten ganz fest in den Arm nehmen und ihm zur Seite stehen möchte.

Dies tut auf herrlich lockerer Weise Dalia, wenn zunächst auch gezwungenermaßen. Diese lebt bei ihrer Großmutter, die ihre Enkelin von Herzen liebt und ihr dies auch deutlich zeigt. Dalia ist allerdings ein absoluter Wirbelwind und gibt in der Schule komplett den Ton an. Einige fürchten sich tatsächlich auch vor ihr, denn Dalia ist sehr stark, sowohl körperlich als auch verbal. Die beiden Kinder könnten daher nicht gegensätzlicher sein und doch entsteht mit der Zeit ein festes Band zwischen ihnen, was mir unglaublich gut gefallen hat.
 
Extrem interessant sind natürlich die Verstorbenen und somit die Geister bzw. die Tatsache, dass Elvis mit diesen in Kontakt treten kann und deren Lebensgeschichten kennt. Bei ihnen fühlt er sich wohl und auch geborgen. Auch im Friedhofshaus geht etwas unheimliches vor sich, was mich natürlich neugierig gemacht und mich definitiv auch sehr getroffen und berührt hat. Diese Begebenheit ist es allerdings, die letztendlich eine Wendung herbeiführt, die ebenfalls unter die Haut geht. 
 
Einiges an dieser Geschichte ist wirklich skurril, wodurch ich mich beim Lesen nicht immer wohl gefühlt habe. Dies ist aber natürlich der Story geschuldet, die etwas tief in einem bewegt. Das Buch ist somit eher düster und oft auch erdrückend. Durch Dalia, die Elvis wegen seines Zweitnamens Gelatine nennt, kommt aber dennoch Humor in die Geschichte und auch die meisten Geister tragen ihren Teil dazu bei, das auch Wärme entsteht. Dies tut tatsächlich auch Dalias Oma, die sehr einzigartig und speziell ist, aber weiß, wann es richtig ist, sich einzumischen und zu handeln. 
 
Auch das Ende geht zu Herzen und hallt in einem nach, es ist heftig aber auch schön und zeigt neue, bessere Wege auf, was vor allem für Elvis, aber auch für seine Eltern unendlich wichtig ist. Der Schreibstil der Autorin ist ungewöhnlich, passt somit aber sehr zu diesem Buch und dem Erzählten. 
 

  "Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen" von Kirsten Reinhardt ist ein sehr spezielles Buch, das eine ebenso ungewöhnliche wie skurrile Geschichte erzählt in der ein Junge, ein Friedhof, ein Eichhörnchen, Eltern die sich nicht richtig um ihr Kind kümmern (können) ein taffes und starkes Mädchen und einige Geister, sowie eine berührende Begebenheit, im Fokus stehen. Die Story ist zum Teil seltsam, düster, erschreckend, erschütternd manchmal aber dennoch humorvoll und vor allem auch zu Herzen gehend und nachhallend.  
 

Daher vergebe ich 3,5/5 Flügeln für diesen skurrilen Einzelband!



Gemäß § 2 Nr. 5 TMG kennzeichne ich diese Rezension als Werbung. In meinem Beitrag befindet sich (zu informativen Zwecken) eine Verlinkung zur Webseite des Verlags, in welchem das Buch erschienen ist. Ihr erhaltet somit auch weitere Informationen zum Buch, zum Autor, sowie eventuell auch zu weiteren Romanen.


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