Lady Hazel Sinnett möchte unbedingt Chirurgin werden, was im Jahr 1817 für eine Frau unmöglich ist. Doch dann lässt sie sich auf einen Deal mit Dozent Dr. Beecham ein. Wenn Sie die medizinische Prüfung ohne weiteren Unterricht besteht, darf sie bei ihm studieren. Doch um am Menschen lernen und üben zu können, benötigt Hazel Leichen, dir ihr Jack Currer, ein Auferstehungsmann zu Lehrzwecken verkauft. Die beiden kommen sich bei weiteren Treffen näher und entwickeln Gefühle füreinander. Als sie bei den Toten und später auch bei zwei Lebenden Besonderheiten entdecken, stoßen sie auf ein gefährliches Geheimnis.
Als ich zum ersten Mal von „Anatomie - Eine Liebesgeschichte“ von Dana Schwartz gehört habe, stand sofort fest, dass ich diesen Auftaktband unbedingt lesen muss. Die Geschichte klang spannend und romantisch zugleich, weshalb ich voller Erwartungen in diese eintauchte.
Lady Hazel Sinnett, der es zumindest finanziell an nichts fehlt, mochte ich sofort extrem gerne. Sie ist herrlich unangepasst, taff, stark, kämpft für ihre Ziele, den Feminismus und dafür, über die eigene Zukunft selbst zu entscheiden. Hazel hat den unbändigen Wusch Chirurgin zu werden, was im Jahr 1817 für eine Frau vollkommen unmöglich ist. Und doch hält sie unerschütterlich an ihrem Traum fest und tut alles, um diesen wahr werden zu lassen.
Ihren Vater, Captain der Royal Navy, der in St. Helena stationiert ist, hat Hazel lange nicht gesehen. Ihre Mutter trauert nach wie vor um ihren vor etwas über einem Jahr verstorbenen Sohn und Erstgeborenen und erdrückt Hazels jüngeren Bruder und jetzigen Erben, mit ihrer Fürsorge und der Angst, es könnte ihm etwas zustoßen. So hat Hazel Freiheiten die die meisten jungen Ladys ihres Standes nicht haben, weshalb es ihr auch möglich ist viele medizinische Bücher zu lesen, den Tag über das zu tun, wonach ihr der Sinn steht und später, als ihre Mutter und ihr Bruder in London weilen, heimlich, als junger Mann verkleidet, Vorlesungen zu besuchen und sogar Kranke zu behandeln.
Hazel, die dank des Deals mit Dozent Dr. Beecham tatsächlich die Chance hat zu studieren, sollte sie die medizinische Prüfung ohne weiteren Unterricht bestehen, tut sich, mutig wie sie ist, mit Jack Currer einem Auferstehungsmann zusammen. Dieser verkauft ihr Leichen zu Lehrzwecken, damit Hazel direkt am Menschen lernen kann. Die Beiden verbringen immer mehr Zeit zusammen und arbeiten aus der Not heraus sogar miteinander, was sie nicht nur zusammenschweißt, sondern auch Gefühle in ihnen weckt. So erblüht eine Liebe die zwar nicht standesgemäß, aber umso ehrlicher ist. Hazel und Jack geraten aufgrund des benötigten Leichennachschubs in so einige brenzlige Situationen. Doch als sie auf eine damit in Verbindung stehende üble Intrige stoßen und Hazel letztendlich deren Geheimnis auf die Spur kommt, ändert dies alles.
Hazel und Jack zusammen gefielen mir vom ersten Moment an sehr. Hazel ist aufgrund ihres Standes zwar eine Lady, verhält sich aber nur selten wie eine solche. Sie packt mit an und hat auch kein Problem damit sich schmutzig zu machen. Dadurch ist die Kluft zwischen beiden von Anfang an geringer auch wenn es natürlich Unterschiede gibt. Ich fand es auch extrem gut, dass sich die Liebesgeschichte erst langsam entwickelt und nicht zu viel Raum einnimmt.
Denn die Liebesgeschichte, die bereits im Titel steckt, ist in erster Linie die zwischen Hazel und der Chirurgie bzw. ihrem Wunsch Ärztin zu werden. Daher steht diese auch ganz klar im Fokus, auch wenn Jack einen großen und wichtigen Part übernimmt. Ihn habe ich auch sofort in mein Herz geschlossen. Jack ist ein rund um lieber und ehrlicher Kerl, der weiß, wie er sich durchschlagen muss. Die Zwei sind ein unschlagbares Team. Wie wichtig sie einander sind, zeigt sich im Laufe der Handlung und vor allem am Ende, mehr als deutlich.
Die Chirurgie bzw. die Medizin des 18.Jahrhunderts wird ausführlich beschrieben und beleuchtet. Abgetrennte Gliedmaßen, geöffnete Körper, Leichen und jede Menge Blut, sind für Hazel und somit auch für die Leser*innen, allgegenwärtig. Und auch Dr. Beecham fordert, auch bedingt durch die Wette, seinen Raum in diesem Auftaktband. Auch die Frage ob arme Menschen weniger wert sind als Reiche, kommt, besonders wenn Dr. Beecham seine Finger im Spiel hat, des Öfteren auf.
Da Hazel zur High Society gehört, ist es ihre Pflicht, diverse Veranstaltungen sowie Bälle zu besuchen und natürlich auch zu heiraten. Daher ist sie auch quasi seit ihrer Geburt ihrem Cousin Bernard, dem zukünftigen Viscount von Almont House, versprochen. Dieser möchte Hazel auch unbedingt heiraten, auch wenn er ihren „Flausen“ in Bezug auf ihren Berufswunsch wenig Beachtung schenkt und diesen oft abtut. Bernard lässt Hazel dennoch gewisse Freiheiten und „erlaubt“ ihr auch zu lesen und sich zu bilden. Daher steht auch für Hazel sehr lange fest, dass sie Bernard heiraten wird, auch wenn dies nicht ihrer Traumvorstellung von einem Leben entspricht. Doch dieses ist durch die Heirat gesichert, da sie von ihrem Vater und dessen Reichtum als Frau nichts bekommt, was in der damaligen Zeit unfassbarer Weise vollkommen normal war. Bernard war mir von Anfang an eher unsympathisch, das spiegelt sich durch sein Handeln, ganz besonders in einer Sache, auch immer wieder.
Auch Hazels Mutter, die sich meist nur für ihren jüngeren Bruder interessiert und Hazel hauptsächlich dann Beachtung schenkt, wenn es um die Verlobung geht, war mir suspekt. Dennoch ist sie zumindest um das Wohl ihrer Tochter besorgt, auch wenn sie diese nicht wirklich versteht. Die drei Bediensteten, Cook, Iona und Charles, die immer an Hazel Seite sind, sind absolut großartig. Sie unterstützen Hazel bei ihren Studien, helfen wo sie nur können, stehen ihr auch bei ihren waghalsigen Manövern bei und zucken nicht einmal mit Wimper, als die Leichen angeliefert werden und Hazel Kranke behandelt.
Die Story ist schön fesselnd, mitreißend und ab und an auch spannend, was natürlich dafür sorgte, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Und auch der mystische, fantastische Anteil der Geschichte gefiel mir sehr gut. Auf diesen habe ich gewartet und wurde nicht enttäuscht. Mir war auch klar wer dafür verantwortlich ist, was meiner Lesefreude allerdings keinen Abbruch tat, da ich sehr gespannt war, wie sich alles fügen und lösen würde.
Einzig das Hazel, als sie mit ihren Bediensteten alleine auf Hawthornden Castle wohnt, ohne Probleme und ohne, dass ihre Mutter davon erfährt oder die feine Gesellschaft völlig entsetzt reagiert, Leichen aufschneidet und Kranke behandelt, ist etwas unrealistisch. Allerdings ist dies natürlich für die Geschichte an sich wichtig, da diese darauf aufbaut, dass Hazel all die Dinge tun bzw. entsprechend lernen kann.
Das Setting finde ich ebenfalls genial. Der Kontrast zwischen den wunderschönen Schlössern und Herrenhäuser, den Vorlesungssälen, dem mysteriösen Friedhof und den dunklen Gassen, sorgt für eine tolle Atmosphäre. Das Ende löst einige Fragen, überrascht aber definitiv auch und verspricht eine spannende Fortsetzung, auf die ich mich bereits jetzt sehr freue.
In „Anatomie - Eine Liebesgeschichte“ von Dana Schwartz begleiten die Leser*innen die mutige und dynamische Hazel, eine Lady, die im Jahr 1817 ihren größten Wunsch, Chirurgin zu werden, verfolgt. Eine Wette mit einem angesehenen Doktor und Auferstehungsmann Jack, dem sie im Laufe der Zeit näher kommt, sollen ihr bei der Verwirklichung helfen. Doch dann stoßen Hazel und Jack auf einige Ungereimtheiten, die ein großes, schreckliches und brutales Geheimnis offenbaren, das alles verändert.
Ich vergebe 4,5/5 Flügeln für diesen spannenden Auftaktband!
Gemäß § 2 Nr. 5 TMG kennzeichne ich diese Rezension als Werbung. In meinem Beitrag befindet sich (zu informativen Zwecken) eine Verlinkung zur Webseite des Verlags, in welchem das Buch erschienen ist. Ihr erhaltet somit auch weitere Informationen zum Buch, zum Autor, sowie eventuell auch zu weiteren Romanen.
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