Warcross - Neue Regeln, neues Spiel - Marie Lu - Rezension

Verlag: Loewe

Hardcover

ISBN: 978-3-7855-8773-7

Seiten: 395

Preis: 18,95 €

Übersetzung: Jessika Komina und Sandra Knuffinke 

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Emika weiß nach Hideos Verrat nicht mehr, wem sie noch trauen kann. Denn auch Hacker Zero, mit dem sie nun zwangsläufig zusammenarbeiten muss, verfolgt mit seinem Team eigene Pläne. Hideo kontrolliert inzwischen mit dem Neurolink den Willen fast aller Warcross-User, nur noch diejenigen, die die Vorgängerlinsen nutzen, haben einen freien Willen. So auch Emika und ihre früheren Mannschaftskammeraden der Phoenix Riders, die diesen Wahnsinn gemeinsam stoppen wollen. Doch die große Warcross Abschlussfeier rückt immer näher und somit auch der Zeitpunkt, an dem die älteren Linsen das neue Update bekommen. Emika nimmt den Kampf gegen Hideo und ihre starken Gefühle, die sie immer noch für ihn empfindet, auf.

 

Ich habe mich so sehr auf den Dilogieabschluss „Warcross – Neue Regeln, neues Spiel“ von Marie Lu gefreut, da mir bereits der erste Band unglaublich gut gefallen hat. 

Nachdem Emika ernüchtert feststellen musste, dass Hideo seine große Macht missbraucht und somit nicht ehrlich zu ihr war, weiß sie nicht mehr, wem sie wirklich noch vertrauen kann. Einzig ihren ehemaligen Teamkollegen und inzwischen guten Freunden Hammie, Roshan, Asher und Tremaine, erzählt sie inzwischen alles, denn auf ihre Hilfe kann Emika immer zählen. 

Hideo strebt mit seinem NeuroLink die Moralisierung der Menschheit an. Seine User werden zum „Gut sein“ gezwungen, doch was gut und richtig ist, legt Hideo fest. Dies kann Emika nicht hinnehmen, denn den Willen der Menschen zu brechen um sie zu lenken, ist der falsche Weg. Zero scheint derselben Meinung zu sein und so schließt sich Emika, nach dem ihr auch noch ein Killerkommando auf den Fersen ist, ihm und seinem Team an. Zero will Hideos Algorithmus um jeden Preis zerstören, zumindest behauptet er das gegenüber Emika, denn auch er hat „gute“ Gründe. Hideo hält nach wie vor an seinen Wertvorstellungen fest, ist aber trotzdem darauf bedacht, etwaige Fehler seines Programms zu beheben. Auch seine Gefühle gegenüber Emika sind keineswegs gespielt, ganz im Gegenteil. Der Verlust seines Bruders Sasuke, hat ihn, unter anderem, zu dem gemacht, der er heute ist. Hideo ist nach wir vor fähig zu lieben, daher konnte ich seine Handlungen und seine Perspektive, trotz der Fehler die er gemacht hat, durchaus nachvollziehen. Zero war mir nach wie vor suspekt, aber dennoch habe ich einige Enthüllungen, ihn betreffend, definitiv nicht erwartet. Marie Lu schafft es erneut, die Grenzen zwischen richtig und falsch und weiß und schwarz zu vermischen, sodass man als Leser längere Zeit wirklich nicht weiß, auf welcher Seite man stehen soll. 

Abgesehen von Emikas natürlich! 

Sie ist wieder gewohnt taff, zielstrebig, hat einen eisernen Willen und setzt sich unablässig für die Menschen und deren Rechte ein. Extrem schön ist, dass Emika nicht mehr alles im Alleingang bewältigen will, sondern dass sie sich Hilfe und Rat von ihren Freunden holt. Vor allem Hammie und Roshan mochte ich sogar noch lieber als im ersten Band und auch Tremaine hat sich in mein Herz geschlichen. Unerwarteten Beistand erhält Emika von einer weiteren Person, die ich auch richtig cool fand. Sie ist es auch, die nicht nur einmal entscheidend in das Geschehen eingreift.

Auch wenn dieser zweite Band deutlich härter ist, kommen die Gefühle zum Glück nicht zu kurz. Denn Emika und auch die anderen Charaktere fühlen eine Menge und leben diese Emotionen auch deutlich aus. Das finde ich, gerade in Bezug auf die kontinuierliche Spannung und die bedeutsamen Botschaften, die die Autorin mit ihrem Werk übermittelt, extrem wichtig. Das oft noch Lockere und Leichte, von „Das Spiel ist eröffnet“, ist nur noch in manchen Szenen erkennbar.  

Und auch das Warcross-Spiel steht weniger im Fokus, als noch in Band eins, was anlässlich der neuesten Entwicklungen leider unumgänglich ist. Dennoch spielt es nach wie vor eine zentrale Rolle, denn rund um dieses, werden die Macht - und Ränkespielchen erst geschmiedet. Und ohne Warcross, wäre es Hideo auch nicht gelungen, die Menschen so umfassend und direkt unter seine Kontrolle zu bekommen. Die Begebenheiten, die Marie Lu mit ihrer Idee des NeuroLinks aufzeigt, sind keineswegs neu. Denn eine Brille und als Nachfolgemodell die Kontaktlinsen, mit denen man kommunizieren kann, die einem unbegrenzten Zugang zum Internet und zu Informationen jeglicher Art ermöglichen und somit das Smartphone ablösen, wird immer realistischer. Auch ich liebe die Möglichkeit, via Handy auf all meine Portale und Seiten zuzugreifen und überall in Kontakt mit meinen Freunden treten zu können. Dies ist in der heutigen Zeit auch definitiv nicht mehr wegzudenken und dennoch hält Marie Lu uns einen Spiegel vor und macht deutlich bewusst, wie schnell es dazu kommen könnte, dass wir rund um die Uhr kontrolliert und somit auch manipuliert werden. Sie legt dar, wie leicht dies tatsächlich bereits ist und wie einfach ethische Werte überschritten werden, nur um an ein Ziel zu gelangen. Marie Lu beleuchtet die Schattenseiten, die, wie in ihrer Dilogie, durch ein so glamouröses Spiel wie „Warcross“ entstehen können. Die glanzvolle und faszinierende Atmosphäre des ersten Bandes wird im Zweiten viel mehr von der harten Realität und wahren Fakten überlagert. 

Mit Zero hat die Autorin eine geheimnisvolle Figur gewählt, die zum Dreh – und Angelpunkt von „Neue Regeln, neues Spiel“ wird. Umso weiter die Geschichte voranschreitet, desto verworrener und spannender wird Emikas Lage. Sie kämpft bis zum äußersten für die Welt, für diejenigen, die ihr etwas bedeuten und für sich selbst. Marie Lus Erzählstil ist ebenfalls rasant und passt sich somit auch perfekt, den in der Story beschriebenen Gegebenheiten, an. Die Autorin schafft es, immer wieder zu schocken und vor allem auch zu überraschen. Das liebe ich so sehr an ihren Büchern, denn kaum etwas ist, wie es im ersten Moment scheint. Vieles kann man absolut nicht erahnen, denn es kommt immer anders, wie man denkt und glaubt. Dennoch hat Marie Lu alle meine Fragen beantwortet und sämtliche Rätsel und Hintergründe gekonnt aufgelöst. 

Das Ende hatte ich so tatsächlich nicht erwartet, auch wenn es absolut stimmig und richtig ist. 

Mit „Warcross – Neue Regeln, neues Spiel“ hat Marie Lu ein fantastisches, spannendes, realistisches und krasses Finale geschaffen, dass absolut zum Nachdenken anregt. Dieser Abschlussband ist härter und noch tiefgreifender als sein Vorgänger. Die Autorin zeigt auf, wie leicht die Menschheit durch unseren technischen Fortschritt manipuliert und unter Kontrolle gebracht werden könnte. Emika und ihre Crew kämpfen mit viel Mut und Verstand dagegen an, und tun alles in ihrer Machtstehende, um das Schlimmste zu verhindern.  

Daher vergebe ich 4,5/5 Flügeln! 

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