Children of Virtue and Vengeance - Flammende Schatten - Tomi Adeyemi - Rezension

Verlag: Fischer FJB

Hardcover

ISBN: 978-3-8414-4030-3

Seiten: 492

Preis: 18,99 €

Übersetzung: Andrea Fischer

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 Zélie und Prinzessin Amari haben dank ihres unermüdlichen Einsatzes die Magie nach Orisha zurückgebracht. Doch das Ritual war stärker als gedacht, daher wurden nicht nur die Kräfte der Maji wieder erweckt, sondern auch die des Adels. Zélie und die Clans werden plötzlich mit mächtigen Gegnern konfrontiert, die nur eines wollen, Rache! Amari und Zélie stehen vor der fast unmöglichen Aufgabe, das Land zu vereinen und einen schrecklichen Krieg zu verhindern. 

Da ich "Children of Blood and Bone - Goldener Zorn" von Tomi Adeyemi richtig genial fand, habe ich mich sehr auf den Folgeband "Children of Virtue and Vengeance - Flammende Schatten" gefreut. Band zwei schließt nahtlos an seinen Vorgänger an, sodass nur wenig Zeit vergangen ist. Zélie und Amari haben es tatsächlich geschafft und die Magie nach Orisha zurückgebracht. Da das Ritual mächtiger war als gedacht, hat es nicht nur die Kräfte der Maji entfacht, sondern auch die der Adligen. Diese sind sich ihrer neuen Macht allzu bewusst, sodass sie auf Rache sinnen. Prinzessin Amari hat zunächst nur ein Ziel, den Thron zu besteigen und gemeinsam mit Zélie und ihren Verbündeten endlich Frieden für ihr geliebtes Land zu erlangen. Doch schnell wird klar, dass ihnen viele Steine in den Weg gelegt werden, die sie zum Teil sogar selbst ins rollen bringen.

Ich war sofort wieder gefesselt von der Geschichte, denn nach dem Ende des ersten Bandes, war ich unglaublich gespannt darauf, was beim Ritual passiert ist bzw. welche Auswirkungen dieses auf das Land und all seine Bewohner hat. Ich hatte tiefes Mitgefühl mit Zélie und ihrem Bruder Tzain. Daher fand ich es umso schöner, dass Amari nach wie vor an ihrer Seite ist, da ich den Zusammenhalt der Drei in "Children of Blood and Bone" sehr mochte. Zunächst ist das in diesem Buch ebenso, und so folgte ich gespannt den Bemühungen der Freunde auf die Eroberung des Throns. Doch es kommt ganz anders, denn die Vergangenheit klopft buchstäblich erneut an die Türe. Da ich dies bereits geahnt hatte, war ich nicht sonderlich überrascht. Im ersten Augenblick wusste ich nicht, was ich von dieser neuen Entwicklung halten sollte, dennoch versprach dieser Aspekt wieder großartige und magische Lesestunden.

Diese bekam ich auch zum Teil, denn die zurückgekehrte Magie ist unbeschreiblich. Ich fand die verschiedenen Gaben der Maji und deren Auswirkungen absolut faszinierend. Selbst die Kräfte der Adligen sind außergewöhnlich und durchaus interessant. Da beide Gruppierungen nun um einiges stärker sind, rückt der so wichtige Frieden in weite Ferne. Denn die meisten Adligen wollen die Maji nach wie vor auslöschen und so wird weiterhin erbittert gekämpft. Das ist auch zu einem gewissen Grad leider nachvollziehbar, denn viele Jahre Feindschaft lassen sich nicht einfach auslöschen. Größtenteils steht der Krieg im Fokus und dieser ist auch durchaus spannend und oft auch schockierend. Beide Seiten sind hasserfüllt und rücken wenig von ihrer Meinung ab, auch wenn es Ausnahmen gibt. So hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass die Geschichte auf der Stelle tritt und nicht richtig vorankommt. Die Maji sind sogar oft noch kaltblütiger und von Rachsucht so getrieben, dass sie über Leichen gehen. Von den sanftmütigen und liebevollen Magiebegabten, ist daher manchmal sehr wenig übrig, was ich sehr schade fand. Das Menschliche und warmherzige strahlt meist nur Mama Abga aus. Besonders traurig war ich darüber, wie sich Zélie und Amari verhalten. In Band eins war deren schwesterliche bzw. freundschaftliche Liebe, ihre Verbundenheit und das uneingeschränkte Vertrauen in die jeweils andere, in jeder Zeile zu spüren. Doch in "Children of Virtue and Vengeance" ist davon kaum mehr etwas vorhanden. Die Beiden misstrauen einander, lügen sich an und können sich kaum mehr in einander hineinversetzen, was ich wirklich erschreckend fand.

Zélie ist leider oft einfach nur anstrengend und ab und an sogar unausstehlich. Sie ist sprunghaft, denkt oft nicht nach, agiert impulsiv und ist richtig stur. Sie ist unnachgiebig, sodass ich ihre Handlungen selten nachvollziehen konnte. Von der einst so willenstarken, gefühlvollen und wunderbar rebellischen Frau, ist nur wenig übrig. Bei einer Handlung allerdings, kommt die alte Zélie wieder zum Vorschein, worüber ich mich sehr gefreut habe. Auch Amari tut etwas, dass ich nicht gut fand, doch meist konnte ich sie zumindest verstehen und somit auch mit ihr fühlen. Dennoch handelt auch sie ab und an überzogen und unüberlegt, was dazu führte, dass ich sie mir als gute Herrscherin nicht unbedingt vorstellen konnte. Tzain rückt in diesem Teil sehr in den Hintergrund und hat viel zu wenig Einfluss auf seine Schwester und dies, obwohl er für sie immer eine Stütze und vor allem auch ein Vertrauter war. Ich hoffe sehr, dass er im dritten Band wieder eine größere Rolle spielt, denn er ist mir nach wie vor sehr sympathisch und ich mag seine ehrliche Art total.

Gerade die beiden Protagonistinnen hatte ich im ersten Buch sehr ins Herz geschlossen. Durch ihre Wankelmütigkeit driften die Zwei oft tatsächlich soweit ab, das ihr Tun nicht mehr nur vom Guten getrieben wird, was sie mir entfremdete. Auch sind sie wie Fähnchen im Wind, sie wollen nicht kämpfen, um im nächsten Moment den Krieg doch wieder voranzutreiben. Zum Glück ändert sich ihr Verhalten gegen Ende wieder etwas. 

Durch den großartigen Schreibstil und die dennoch spannende Grundgeschichte, wurde ich trotz meiner Kritikpunkte an die Seiten gefesselt. Tomi Adeyemi erzählt ihre Story mit sehr viel Leidenschaft und macht damit auf Missstände und Unterdrückung aufmerksam. Sie zeigt wie grausam und gleichzeitig unnötig dieser permanente Hass ist, und dass sich eigentlich beide Seiten Frieden und ein schönes, ruhiges Leben voller Akzeptanz und Toleranz wünschen. Diese Message übermittelt die Autorin auch in Band zwei sehr nachdrücklich. Die Geschehnisse werden wieder aus den wechselnden Perspektiven erzählt, so entsteht eine gute Dynamik, die einen immer weiter lesen lässt.

Da die Erscheinungstermine der beiden Teile um die zwei Jahre auseinander liegen, hatte ich zu Beginn Erinnerungslücken, die leider nicht durch Rückblenden etc. aufgefüllt wurden. Dennoch ist mir sehr vieles wieder eingefallen, was das Leseerlebnis durchaus verschönert hat. Auch das Setting finde ich nach wie vor großartig, ebenso das wundervolle Wirken der Magie! Man hat diese direkt vor Augen und kann sich alles wunderbar bildlich vorstellen.

Die Liebesgeschichten sind nach wie vor präsent, haben aber nur wenig Einfluss auf das große Ganze. Es gibt ein paar gefühlvolle und auch rührende Szenen, die aber dennoch eher am Rande gehalten werden. Mehr im Mittelpunkt stehen die Clans und deren Emotionen, was mir meist gut gefallen hat.

Das Ende kommt unerwartet und macht auch absolut neugierig auf das Finale, in dem Amari und vor allem Zélie, hoffentlich wieder zu ihren alten "Ichs" zurückfinden bzw. wieder so fühlen und agieren, wie sie es früher getan hätten.   

"Children of Virtue and Vengeance - Flammende Schatten" von Tomi Adeyemi kommt leider nicht an den ersten Band heran, was hauptsächlich an dem veränderten Verhalten der Beiden Protagonistinnen Zélie und Amari liegt. Zusammenhalt, Vertrauen, Ehrlichkeit und ein liebevolles Miteinander, sucht man leider vergebens. Dadurch und durch die Wankelmütigkeit der Beiden, kommt die Story nur bedingt voran. Hass und Rachsucht bestimmen den Alltag der Maji und der Adligen, wodurch der Krieg stark vorangetrieben wird und im Fokus steht. Dennoch ist die Grundgeschichte interessant und die Magie unbeschreiblich schön. Auch die Botschaft hinter dieser ungewöhnlichen Story ist wichtig und regt zum Nachdenken an.


Von mir gibt es für diesen Mittelteil 3,5/5 Flügeln! 

   

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