Verlag: Coppenrath
Hardcover
ISBN: 978-3-649-63612-0
Seiten: 174
Preis: 15,00 €
Übersetzung: -
Illustrator(in): Sabine Rothmund
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Der kleine Raubdrache ist in seiner Rolle als ebendieser unzufrieden. Er möchte sich, wenn er fertig ausgebildet ist, nicht täglich die Schuppen verhauen lassen oder noch schlimmer, verletzt werden, nur damit eine goldgelockte Prinzessin von ihrem Prinzen gerettet und anschließend geheiratet werden kann. Bisher hat sich auch noch kein Königreich für den unermüdlichen Einsatz der Drachen bedankt, was der Raubdrache ungeheuerlich findet. So ist der kleine Raubdrache auch wenig erfreut, als seine erste eigene Rauberei bevorsteht. Es könnte auch kaum schlimmer kommen, denn er gerät tatsächlich an eine heiratsunwillige Prinzessin, die es sich im Drachental gemütlich macht. So stellt sich alsbald die Frage, wie er diese wieder los wird.
Ich bin so glücklich darüber, dass ich "Der kleine Raubdrache - Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen" von Dagmar H. Mueller gelesen habe, denn ansonsten wäre mir tatsächlich ein grandioses Kinderbuch entgangen. Bereits der Titel und die wundervollen Illustrationen von Sabine Rothmund, versprachen jede Menge Lesespaß, weshalb ich auch kurz nach dem Einzug des Buches, zu diesem gegriffen habe.
Der kleine Raubdrache, der mit seiner Gesamtsituation nicht wirklich zufrieden ist, war mir sofort extrem sympathisch. Ich konnte absolut verstehen, dass er mit seiner angedachten Rolle des Prinzessinnen-raubenden-Drachen, nicht glücklich ist. So kann er sich bereits während seiner Ausbildung nicht vorstellen, ständig Prinzessinnen zu rauben, sich von einem Prinzen verhauen und verletzen zu lassen, um am Ende als Besiegter, außer Schmerzen, nichts dafür zu bekommen. Denn nur durch den Jahrhunderte langen Einsatz der Drachen, fanden Prinzessinnen und Prinzen bisher ihr gemeinsames Happy End und konnten heiraten.
Der Drachenlehrer nimmt seine Schützlinge mit auf den großen Berg um ihnen zu zeigen, wie die perfekte Rauberei abläuft. Mit Prinzessin Poppy hat er sich auch tatsächlich ein Paradebeispiel ausgesucht, denn sie, "spielt" ihre angedachte Rolle, wie in einem Drehbuch. So wird Poppy geraubt und in die Höhle im Drachental gebracht. Auch dort verhält sich Poppy wunderbar vorschriftsmäßig, doch sie macht sich auch große Sorgen, denn ihr geliebter Prinz ist alles andere als mutig und stark. So taucht dieser auch nicht, wie es sein sollte, am nächsten Morgen auf. Daher beschließt der große Drachenlehrer, dass umgehend die nächste Rauberei stattfinden soll.
Als der kleine Raubdrache daher nun zu seiner ersten Rauberei antritt, ist er trotz seiner Zweifel motiviert, seine Sache gut zu machen. Doch dann trifft ausgerechnet er auf eine Prinzessin, die überhaupt nicht heiraten und somit natürlich auch nicht geraubt werden möchte. Doch die Mission abbrechen, kommt natürlich nicht in Frage, denn das gab es in all den Jahren noch nie! So zieht der kleine Raubdrache seine Rauberei durch und nimmt Caramella, so der Name der Prinzessin, mit. Diese entpuppt sich auch weiterhin als ziemlich quirlig, lustig, redegewandt und so gar nicht klischeehaft. So hat Caramella auch keine Ambitionen, sich nach einem Prinzen zu sehnen oder zu weinen. Die Prinzessin richtet viel lieber ihre Höhle, in der sie auf besagten Prinzen warten soll, gemütlich ein und verlässt diese, ganz so wie es ihr beliebt. Poppy, die nebenan wohnt, ist gleichermaßen sprachlos und angetan von Caramella. Poppy lässt sich von deren Fröhlichkeit und Enthusiasmus anstecken und beschließt die Wartezeit gut zu nutzen.
Derweil lässt der große Drachenlehrer nach dem immer noch nicht aufgetauchten Prinzen, der Poppy retten soll, suchen. Die Drachen werden auch fündig und versuchen den Prinzen entsprechend zu unterstützen, dies tut auch der kleine Raubdrache, der sich für beide Prinzessinnen verantwortlich fühlt. Mit viel Herzblut, Einfühlungsvermögen und den richtigen Einfällen, tut dieser genau das Richtige, weshalb ich ihn noch lieber mochte, als ohnehin schon.
Ich hatte während des kompletten Lesens ein riesengroßes und sehr breites Grinsen im Gesicht. Allein die Idee der Raubdrachen und der Rauberei, die seit vielen hundert Jahren immer nach dem gleichen Schema F abläuft und von dem unter keinen Umständen abgewichen werden darf, ist genial. Vor allem natürlich auch deshalb, weil der kleine Raubdrache es wagt, diese Tradition tatsächlich in Frage zu stellen. Dem nicht genug, ist auch Caramella unfassbar genial, da auch sie alles andere als dem gängigen Klischee entspricht und somit plötzlich alles so ganz anders als bisher ist. Caramella mischt das Drachental definitiv auf, sie ist rund um cool, aber dennoch auch sehr liebenswert. Ich fand sie absolut großartig! Auch Poppy ist richtig süß, sie kennt seit ihrer frühesten Kindheit ihre Rolle und versucht dieser auch gerecht zu werden. Sie hält sich genauestens an die Anweisungen, die in ihrem Prinzessinnen-Handbuch stehen. Doch als ihr Prinz auf sich warten lässt, macht sie sich Sorgen um ihn, denn Poppy weiß, wie ängstlich und schwächlich dieser ist. Und dennoch liebt Poppy ihn genauso. Da auch der Prinz sehr angetan von seiner Poppy ist, wächst er, auch Dank des Raubdrachen, über sich hinaus, was viele lustige Szenen mit sich bringt.
Es ist so herrlich, wie Dagmar
H. Mueller sämtliche Rollenklischees hinterfragt und diese vor allem auch unterläuft. Auch das Thema "das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht" wird mit einem großen Augenzwinkern unter die Lupe genommen. Denn typisch Mensch oder in diesem Fall typisch Drache, weicht man doch nicht vom altbewährten ab, auch wenn etwas längst überholt ist. Die Autorin hält uns hier definitiv einen Spiegel vor und bricht mit ihrem Protagonisten, dem kleinen Raubrachen und natürlich auch mit den drei anderen, auf herrliche und auch berührende Weise, das Altbewährte. Sie zeigt mit wunderbarem Fingerspitzengefühl ganz besonders auch den jüngeren Leser*innen und Zuhörer*innen, das jeder sich selbst entfalten darf und auch unbedingt sollte und dass es die typische Rollenverteilung gar nicht mehr geben muss.
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